Geschafft: S3-Leitlinie zum Harnblasenkrebs veröffentlicht

Die neue S3-Leitlinie zum Harnblasenkrebs ist beim diesjährigen DGU-Kongress in Leipzig vorgestellt und freigeschaltet worden. Sie ist unter Mitwirkung des ShB entstanden und enthält umfassende evidenzbasierte Empfehlungen für Diagnose und Therapie. S3-Leitlinien unterstützen Ärzte bei ihren Entscheidungen über Erkennung des Blasenkrebses, mögliche Therapien und wirkungsvolle Nachsorge.
 
Der ShB wird sich mit Patientenvertretern auch an der Entwicklung der jetzt nachfolgenden „Patientenleitlinie“, die in kürzerer Form als laienverständliche Entscheidungshilfe für Betroffene dienen wird, einbringen.
 

Zum Weiterlesen und Informieren:
Pressemitteilung des Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. vom 30.09.2016:
 
„Das Leitlinienprogramm Onkologie hat erstmals eine S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms vorgelegt. Die neue Leitlinie entstand unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Interdisziplinären Arbeitsgruppe BlasenCarcinom (IABC); sie gründet auf einer sorgfältigen systematischen Recherche, Auswahl und Bewertung der wissenschaftlicher Belege zu den relevanten klinischen Fragestellungen und füllt damit eine große Lücke. Denn bislang gab es für diese Krebsart keine hochwertige nationale Leitlinie.
 
In Deutschland erkranken nach Schätzungen des Robert Koch-Institutes ca. 28.000 Menschen jährlich neu an einem Harnblasentumor; das mittlere Erkrankungsalter beträgt 73 bis 77 Jahre. Das Harnblasenkarzinom ist damit der zweithäufigste Tumor in der Urologie. Trotz neuer diagnostischer und operativer Verfahren kommt es nach der Behandlung nach wie vor häufig zu Rückfällen oder zum Fortschreiten der Tumorerkrankung. Bei oberflächlichen Harnblasentumoren, die mit einem Endoskop durch die Harnröhre entfernt werden, beträgt die Rückfallrate zum Beispiel ca. 70 Prozent ‒ in Abhängigkeit vom Stadium des Tumors und seiner Differenzierung. Bei bis zu 25 Prozent der Patienten entwickelt sich die Erkrankung trotz Therapie zu einem höheren Tumorstadium weiter. Auch bei den lokal begrenzten Blasentumoren, bei denen der Krebs in die Muskelschicht eingedrungen ist, schreitet die Erkrankung in 30 Prozent der Fälle innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Harnblasenentfernung fort. Haben sich erst einmal Metastasen gebildet, so liegt der Schwerpunkt der Behandlung auf der Linderung der Beschwerden mittels Chemotherapie.
 
„Bei der Erstellung der S3-Leitlinie zum Harnblasenkarzinom haben wir über 17.000 wissenschaftliche Arbeiten analysiert und über 320 Evidenztabellen zusammengestellt; auf Basis des aktuell verfügbaren Wissens entstand so die bestmögliche Entscheidungshilfe für das ärztliche Vorgehen“, sagt die S3-Leitlinien-Koordinatorin Prof. Dr. Margitta Retz vom Klinikum rechts der Isar in München. Ein spezifischer Schwerpunkt liegt auf einer standardisierten Diagnostik und Therapie beim lokal fortgeschrittenen Harnblasenkarzinom sowie bei Tumorerkrankungen mit einer Fernmetastasierung. „Besonders im Bereich der Tumornachsorge und Rehabilitation gab es dazu im deutschsprachigen Raum bislang nur bruchstückhaft Empfehlungen“, ergänzt Prof. Dr. Jürgen Gschwend vom Klinikum rechts der Isar in München, ebenfalls Koordinator der Leitlinie. Der Frage nach der Anwendung kommerziell verfügbarer Blut- und Urintests zur Früherkennung des Harnblasenkarzinoms außerhalb von klinischen Studien erteilen die Leitlinienautoren eine Absage: Keiner der verfügbaren Marker könne derzeit zum systematischen Screening in der Gesamtbevölkerung oder in Risikogruppen empfohlen werden. Auf der Grundlage der medizinischen S3-Leitlinie wird derzeit eine Patientenleitlinie erstellt, die den Betroffenen helfen soll, bei schwierigen Entscheidungen, z.B. über den Erhalt oder die Entfernung der Harnblase, eine informierte Entscheidung treffen zu können.
 
Das Leitlinienprogramm Onkologie (OL)
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patienten zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm mehr als 15 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de. Direkten Zugang zur neuen S3-Leitlinie zum Harnblasenkarzinom erhalten Sie unter https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de.
 
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU)
Mit rund 5.700 Mitgliedern ist die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) die größte Vertretung deutscher Fachärztinnen und Fachärzte für Urologie. Als medizinische Fachgesellschaft fördert die DGU Wissenschaft, Forschung, Innovation, Fort- und Weiterbildung in der Urologie. Damit schafft sie die Voraussetzungen für eine flächendeckende hochqualifizierte Versorgung urologischer Patientinnen und Patienten in Deutschland. Mehr unter www.dgu.de.
 
Interdisziplinäre Arbeitsgruppe BlasenCarcinom in der Deutschen Krebsgesellschaft
Die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe BlasenCarcinom (IABC) setzt sich aus Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaften Urologische Onkologie (AUO), Internistische Onkologie (AIO), Radiologische Onkologie (ARO), Onkologische Pathologie (AOP) und dem Deutschen Forschungsverbund Blasenkarzinom (DFBK) zusammen. Neben der Erstellung und Aktualisierung einer S3-Leitlinie für das Harnblasenkarzinom verfolgt sie unter anderem das Ziel, die Diagnostik und Therapie des Harnblasenkarzinoms zu optimieren sowie interdisziplinäre Studien zu initiieren und daran teilzunehmen. Mehr unter www.krebsgesellschaft.de.“

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