Wir möchten mit diesem Beitrag allen Betroffenen Mut machen, auch größere Reisen mit den entsprechenden Vorbereitungen zu unternehmen. Der nachstehende Erlebnisbericht einer Betroffenen ist sicherlich ein sehr gutes Beispiel:
Ich bin sehr zufrieden mit meinem „Zustand“, so zufrieden, dass ich mich bereits getraut habe eine Reise in den Süden durchzuführen. Ich habe mich selbstverständlich entsprechend vorbereitet, d.h. z.B. eine Klinik in der Nähe (Klagenfurt) herausgesucht und den entsprechenden Vorrat an Hilfsmitteln (Katheter etc.) eingepackt.
Wir benutzten die Großglockner-Hochalpenstraße und auf dem Nationalparkplatz (2369m ü.d.M.) angekommen musste ich mich katheterisieren, was auch einwandfrei funktionierte. Nachdem ich wieder im Tal angekommen war, musste ich mich erneut katheterisieren, was jedoch nicht funktionierte. Es kam kein Urin heraus. Nach einer Weile versuchte ich es immer wieder, leider ergebnislos. Ich fühlte mich zum Schluss wie im neunten Monat mit Drillingen schwanger. Ich machte mich auf den Weg ins Klinikum Klagenfurt. Auf dem Weg dorthin rief mein Sohn (Pilot) an und ich erzählte ihm von meiner Situation. Der erkannte sofort mein Problem, da ihm die Problematik aus Flugzeugen, in denen es keinen Druckausgleich gibt, bekannt ist. Er erklärte mir den Vorgang wie folgt: Auf dem Parkplatz in großer Höhe (geringerer Luftdruck) fand ein Druckausgleich zwischen Außenluft und „Blaseninnerem“ statt und es hat sich ein Unterdruck in meinem Blasenersatz gebildet. Wieder im Tal, war außen nun ein Überdruck und daher kam dann kein Urin mehr heraus. Er riet mir, durch den Katheter vorsichtig leicht in den Mainz-Pouch hinein zu blasen und damit den Druckausgleich wieder herzustellen (vergleichbar mit dem Druckausgleich im Ohr beim Sinkflug am Ende einer Flugreise). Mit Hilfe meines Mannes habe ich es so gemacht und dann funktionierte alles wieder. Ich musste nicht weiter nach Klagenfurt fahren, konnte meinen schönen Urlaub fortsetzen und war um eine Erfahrung reicher, die wie ich heute weiß, noch lange nicht jeder Urologe kennt.
Wir haben in unserer Selbsthilfegruppe einige Betroffene mit einem Mainz-Pouch I. Der Austausch in den Gruppenstunden, die alle zwei Monate in den ungeraden Monaten jeweils am dritten Donnerstag zwischen 18:00 Uhr und 20:00 Uhr stattfinden, sind immer gut besucht und die Kommunikation untereinander oder auch mit den anwesenden Ärzten der Klinik funktioniert immer sehr gut. Da ich in Hessen auch noch andere Blasenkrebsselbsthilfegruppen betreue, kann ich für Fulda beurteilen und festhalten, dass zum Thema Mainz-Pouch eine sehr hohe Kompetenz der Betroffenen, wie auch der Ärzte vorliegt. Neue Betroffene, auch aus dem größeren Umkreis von Fulda, sind herzlich willkommen.
Ich wünsche nun allen Lesern alles erdenklich Gute, mit dem Wunsch, mit diesem Artikel anderen Betroffenen eventuelle Ängste oder Bedenken vor dem Reisen genommen zu haben.
Freundliche Grüße
Winfried Sowa für Blasenkrebsselbsthilfegruppen Hessen