Blasenkrebs – was nun ? Diagnostik

Diagnostik

 

Was getan wird, um die Ursache(n) Ihrer Beschwerden zu finden

 

  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie) der Nieren und der Blase auf Veränderungen
  • Tastuntersuchung auf fühlbare Veränderungen im Bereich der Blase, bei Frauen durch die Scheide (vaginal), bei Männern durch den After (rektal)
  • Untersuchung des Urins auf Blut und Bakterien, die Entzündungen verursachen
  • Untersuchung des Urins auf Krebszellen (Urinzytologie)
  • Bei Blut im Urin oder auffälliger Ultraschalluntersuchung wurde auch ein Ausscheidungsurogramm erstellt, um festzustellen, ob die Harnwege frei sind oder Hindernisse aufweisen. Diese Urographie genannte Untersuchung ist ein Röntgenverfahren, bei dem der Fluss des Urins durch die Harnwege mit Hilfe eines in die Vene eingespritzten Kontrastmittels sichtbar gemacht und mit einer Serie von Röntgenaufnahmen dokumentiert wird. 

    Diese Untersuchung dient der Klärung, ob eventuell auch die oberen Harnwege betroffen sein können. Hintergrund ist die Tatsache, dass die gesamten ableitenden Harnwege (Nierenkelche, Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und prostatischer Teil der Harnröhre) innen von der gleichen Schleimhaut, dem Urothel, bedeckt sind. An der Gesamtfläche der Schleimhaut hat die Blase einen Anteil von 93%, die Harnleiter von 3% und das Nierenbecken von 4%. Der Blasenkrebs beginnt in der Regel in dieser Schleimhaut, deshalb wird der Blasenkrebs auch als Urothelkarzinom bezeichnet. Er kann in allen Bereichen auftreten, die mit dieser Schleimhaut ausgekleidet sind. Die Häufigkeit des Auftretens eines Urothelkarzinoms in einem Abschnitt der Harnwege entspricht dem Flächenanteil dieses Abschnitts, d.h. ca. 93% der Urothelkarzinome treten in der Blase auf.

 

Der Verdacht auf Blasenkrebs konnte in den Untersuchungen nicht ausgeräumt werden, sondern wurde eher verstärkt.

 

Blasenspiegelung (Zystoskopie) – Einblick in die Blase

 

Zur weiteren Abklärung ist eine Blasenspiegelung (Urethro-Zystoskopie) erfolgt, die üblicherweise zunächst mit Weißlicht durchgeführt wird. Anmerkung: Hat die Urinuntersuchung (Urinzytologie) allerdings den Verdacht auf ein Carcinoma in situ (Cis) ergeben, ist eher die Blaulicht-Zystoskopie – spätestens bei der Ausschälung (TUR-Blase = transurethrale Resektion) – zu empfehlen. Mit dieser Methode gelingt die Erkennung und Abtragung der flach in der Schleimhautebene wachsenden Cis-Tumoren deutlich zuverlässiger als mit Weißlicht. Da das Verfahren auch auf entzündetes Gewebe ähnlich reagiert, soll es nicht bei vorhandener Blasenentzündung und nicht kurz nach einer Instillation mit dem Medikament BCG angewendet werden.

 

Blaulicht-Zystoskopie (Photodynamische Diagnostik – PDD)

 

Fluoreszierende Stoffe, so genannte Fluorchrome, absorbieren kurzwelliges Licht und strahlen es kurzfristig als längerwelliges Licht wieder aus. Ein chemischer Stoff mit Laevulinsäure (Hexvix ®) wird in die Blase gegeben und reichert sich in den Tumorzellen an, die dann unter UV-Bestrahlung rot aufleuchten. Es ergibt sich ein Rot-Blau-Kontrastbild, das die Erkennbarkeit von Tumoren deutlich verbessert. Die mit Hilfe der PDD diagnostizierten Tumore lassen sich in dem frühen Stadium mit hoher Sicherheit vollständig und weiträumig entfernen. Der Vorteil der PDD liegt in der genauen Abgrenzung zum nicht betroffenen Gewebe. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Blaulicht (=Fluoreszenz)-Zystoskopie eine Treffsicherheit von ca. 97% in der Erkennung von Tumoren hat, während die Weißlicht-Zystoskopie eine Rate von 58% erkannter Tumore im Frühstadium aufweist.

 

Erkennbarkeit von Blasentumor
Bild: Die Erkennbarkeit von Blasentumoren

 

Papilläre Tumoren wachsen warzenförmig in das Blaseninnere hinein, während sich Tumoren wie in den Bildern oben (Cis) eher flächig auf der Blasenschleimhaut ausbreiten.

 

PDD heißt: „Photodynamische Diagnostik“. Mit diesem Verfahren, das mit einem unter blauem Licht rot leuchtenden Farbstoff (z.B. Hexvix ®) arbeitet, lassen sich insbesondere „flächige Tumoren (Cis)“ zuverlässiger als mit dem standardmäßig verwendeten weißen Licht erkennen.

 

Zur Blasenspiegelung wird ein dünnes starres Rohr oder ein weicher biegsamer Schlauch durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Die Harnröhre wird vorher mit einem Gleitgel, das ein Betäubungsmittel enthält, schmerzunempfindlich und gleitfähig gemacht. Trotzdem ist der Vorgang für die meisten Patienten zumindest beim ersten Mal nicht angenehm.
Bei älteren Männern ist die Harnröhre im Bereich der Prostata mitunter verengt. Wenn Sie das von sich wissen, weisen Sie den Arzt darauf hin.

 

Zystoskopie

Bild: Demonstration einer Zystoskopie mit Entnahme von Gewebeproben (TUR-B) am Modell

 

In dem Untersuchungsgerät befindet sich ein optisches System, das dem Arzt ermöglicht, das Innere der Harnröhre und der Blase genau auf verdächtige Stellen zu untersuchen. An moderne Geräte dieser Art kann ein Videosystem angeschlossen werden, das zur Dokumentation benutzt wird. Es ermöglicht aber auch, dass der Patient die Untersuchung auf dem Monitor mitverfolgen kann. Das Gerät heißt „Endoskop“ oder bei der Nutzung zur Blasenspiegelung (Zystoskopie) auch „Zystoskop“. Durch das Zystoskop können auch Miniaturinstrumente zur Entnahme von Gewebeproben eingeführt werden, die dann vom Pathologen, dem Gewebespezialisten, auf Veränderungen im Vergleich zu gesundem Gewebe untersucht werden. Meistens jedoch dient diese erste Blasenspiegelung zunächst der Gewinnung weiterer Informationen über den Zustand der Blase und – falls zutreffend – der Ermittlung von Ort, Anzahl und Größe der Krebsbildungen.

 

Vorläufige Ergebnisse der Untersuchungen

 

Aus den verschiedenen Untersuchungen ergaben sich wichtige Erkenntnisse:

  • ob überhaupt ein Tumor vorliegt und wenn ja, in welcher Ausprägung,
  • eine Abschätzung über die Ausdehnung und die Aggressivität des Tumors,
  • daraus abgeleitet die Empfehlung und Planung des weiteren Vorgehens.

 

Transurethrale Resektion – TUR

 

Hat der Arzt bei der Spiegelung ein oder mehrere Tumorgebilde in der Blase gesehen, informiert er Sie über seinen Befund und plant mit Ihnen das weitere Vorgehen. Er sagte Ihnen, dass Sie mit großer Wahrscheinlichkeit Krebs haben, dass aber Gewissheit über die Schwere der Erkrankung erst durch die mikroskopische Untersuchung von Gewebeproben der kritischen Bereiche gewonnen werden kann. „Der Pathologe hat das letzte Wort“, ist eine häufig gebrauchte Redewendung in diesem Zusammenhang. Der Arzt hat Ihnen erklärt, dass dazu ein operativer Eingriff, die transurethrale Resektion (TUR) der verdächtigen Bereiche in der Blase, erforderlich ist. (Urethra = Harnröhre, transurethral = durch die Harnröhre, Resektion = Ausschälung). Er hat Ihnen auch die Nebenwirkungen erläutert: Blutung, die nach wenigen Tagen abklingt, krampfartige Schmerzen im Bereich der Blase und der Harnröhre, die durch Schmerzmittel leicht gemildert werden können. Die TUR wird in einer urologischen Klinik unter Narkose oder Lokalanästhesie, z.B. Spinalanästhesie, durchgeführt und erfordert einen Aufenthalt von mehreren Tagen.
Zu diesem Eingriff ist Ihre Einwilligung erforderlich. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie alles verstanden haben.

 

Anmerkung: Hat sich aus den Voruntersuchungen der Verdacht auf ein Carcinoma in situ (Cis) ergeben, empfiehlt es sich nachzufragen, ob die urologische Abteilung die TUR unter Blaulicht durchführen kann, da – wie oben gesagt – mit dieser Methode die flach in der Schleimhaut wachsenden Tumoren zuverlässiger erkannt und abgetragen werden können. Zur Resektion wird wieder ein Zystoskop durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Es enthält jetzt auch feine Instrumente zur Gewebeentnahme: Mittels einer Drahtschlinge, durch die ein Hochfrequenzstrom fließt, werden die krebsverdächtigen Bereiche abgetragen. Aus jedem verdächtigen Bereich werden getrennt Proben aus dem Zentrum, dem Randbereich und aus der Tiefe, d.h. dem inneren Muskelgewebe entnommen und einzeln gekennzeichnet für die mikroskopische Untersuchung beim Pathologen. Ziel ist, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen und Aufschluss darüber zu erhalten, ob er oberflächlich ist und sich nicht bereits in die Blasenwand ausgedehnt hat, sowie darüber, ob er tatsächlich vollständig entfernt wurde. Wird dies vom Pathologen bestätigt, ist mit dieser TUR bereits auch die Ersttherapie erfolgt. Während und nach der Resektion wird die Blase über einen Dauerkatheter mit einer Kochsalzlösung gespült, bis die Spülflüssigkeit möglichst klar ist. Nach der Entfernung des Katheters und einem normalen Harnabfluss werden Sie wieder nach Hause entlassen.

 

Bericht des Pathologen

 

Der Pathologe (Spezialist für mikroskopische, feingewebliche Untersuchungen) benutzt in seinem Bericht die Buchstaben p-T-G bzw. Cis oder Tis zur Kennzeichnung des Befundes. Dabei bedeutet p, dass eine pathologische Gewebeuntersuchung durchgeführt wurde. T gibt mit den möglichen Zusätzen Ta,T1 … T4 die Tiefenausdehnung des Tumors an und wird auch als Stadieneinteilung oder Staging bezeichnet (siehe oben).
Ta, T1 sind nicht invasive Tumoren, T2 infiltriert bereits die innere Schicht der Blasenmuskulatur. Ta-Tumoren werden auch als papilläre Tumoren bezeichnet. Sie erheben sich warzenartig (papillär) aus der Blasenschleimhaut (Urothel) in den Blasenraum. G steht für Grading (engl.) und gibt in 3 Stufen G1, G2, G3 an, wie stark sich die Krebszellen vom normalen Gewebe unterscheiden: Ein Blasenkrebs mit G1 hat noch eine erkennbare Ordnung, während ein G3-Tumor ungeordnet im Vergleich zum gesunden Gewebe ist und zu rasch fortschreitendem Wachstum neigt. Mit Cis bzw. Tis wird ein flach in der Schleimhaut wachsender Tumor bezeichnet (Carcinoma in situ). Dieser Tumor wird immer als G3 gewertet, denn obwohl dieser Tumor oberflächlich wächst, ist er in seinem biologischen Verhalten eher aggressiv und benötigt eine eigene Therapie. Bei diesem Tumor besteht die Gefahr, dass er bei der Standard-Weißlicht-Spiegelung übersehen werden kann (siehe oben).

 

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