Blasenkrebs
– welche Risikofaktoren sind bekannt und
– wie können Sie Ihr Risiko ermitteln?
Wie bei allen Krebsarten bestehen auch die Tumoren des Blasenkrebses aus Zellen, deren Erbmasse im Vergleich zu ihren „normalen“ Nachbarn im gleichen Organ deutlich verändert ist: Die Krebszellen haben je nach Stadium eine abweichende Struktur, sie teilen sich deutlich häufiger und sind in der Lage, in benachbarte Organe einzudringen. Sie sind bösartige Geschwülste (maligne Tumoren) im Gegensatz zu gutartigen Geschwülsten (benigne Tumoren). Jährlich erkranken in Deutschland fast 30.000 Menschen neu an Blasenkrebs (Schätzung des Robert-Koch-lnstituts für 2010). Männer sind etwa zweieinhalbmal häufiger betroffen als Frauen. Blasenkrebs ist bei Männern die vierthäufigste Krebserkrankung nach Prostata-, Darm- und Lungenkrebs, bei Frauen die siebthäufigste.
Hauptrisikofaktor ist das Rauchen. Das Risiko Blasenkrebs zu bekommen, ist bei Rauchern um ein Vielfaches höher als bei Nichtrauchern. Es wird geschätzt, dass 30 bis 70 Prozent aller Blasenkrebs-Erkrankungen durch das Rauchen verursacht wurden. |
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Weitere Risikofaktoren sind nachweislich krebsverursachende Stoffe (Karzinogene) wie z.B. die so genannten aromatischen Amine. Bei Blasenkrebserkrankung nach langjährigem Umgang mit solchen Stoffen in Industrie oder Handwerk kann eine Anerkennung als Berufskrankheit erfolgen. Ihr Arzt sollte Sie bei der Aufnahme Ihrer Krankenvorgeschichte (Anamnese) gefragt haben, ob beruflich bedingte Risiken vorgelegen haben. Wenn dies bei Ihnen zutrifft, ist Ihr Arzt nach § 202 SGB VII verpflichtet, dies an die zuständige Berufsgenossenschaft zu melden. Tatsache ist allerdings, dass sehr viel weniger Fälle gemeldet werden, als nach den Schätzungen vorhanden sein müssten. Beispielhaft zu nennen sind die Berufstätigkeiten in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, in Unternehmen der Gummiherstellung und -Verarbeitung, in Textil -und Lederfärbereien, im Straßenbau und Dachdeckergewerbe, wo mit Teer, Bitumen und Asphalt gearbeitet wird, in Raffinerien, Kokereien, Druckereien, im Friseurgewerbe. Die krebserregenden Stoffe werden über die Lunge oder die Haut aufgenommen und gelangen in den Blutkreislauf. In den Nieren wird das Blut „gereinigt“, d.h. mit dem Urin werden auch „giftige“ gelöste Stoffe ausgeschieden und in die Harnblase transportiert. Es ist nachgewiesen, dass häufiger und längerer Kontakt dieser Stoffe mit der Schleimhaut der Blase schließlich zu bösartigen Zellveränderungen führen kann.
Andere auslösende Faktoren sind chronische Blasenentzündungen, die langzeitige Einnahme von Phenacetin enthaltenden Schmerzmitteln (inzwischen verboten) und die in Afrika regional häufig vorkommende Infektionserkrankung Bilharziose. Diese Krankheit wird von einem Erreger verursacht, den im Süßwasser lebende Schnecken ausscheiden. Die Erreger können beim Baden in freien Gewässern durch die Haut aufgenommen werden.
Wie können Sie feststellen, ob Sie ein erhöhtes Risiko haben, an Blasenkrebs zu erkranken?
Wenn Sie diesen Text gelesen haben, kennen Sie bereits wichtige Risikofaktoren. Sie können daraus grob abschätzen, ob Sie, ein Angehöriger oder ein anderer Mensch dies zum Anlass nehmen sollten, ihr Risiko genauer zu ermitteln oder sogar kritische Gewohnheiten aufzugeben.
- Eine direkte Möglichkeit ist, bei Ihrem Urologen einen – allerdings kostenpflichtigen – Urinmarkertest auf Blasenkrebs durchführen zu lassen. (Dabei müssen unbedingt die Ausschlusskriterien beachtet werden, um falsche Ergebnisse zu vermeiden).
- Risikocheck Blasenkrebs: Eine andere Möglichkeit vor einem direkten Test besteht darin, eine Checkliste zu bearbeiten, die im Internet angeboten wird, siehe Anlage. In diesem Test können Sie die Fragen nach verschiedenen Risikofaktoren beantworten und erhalten am Ende eine Bewertung Ihres persönlichen Risikos. Das Beste wäre natürlich, wenn dieser Test bei Ihrem Urologen durchgeführt würde, weil dann das Ergebnis auch sofort besprochen werden könnte. Ist das so ermittelte Risiko hoch, sollten Sie sich näher untersuchen lassen.
- Frauen: Sie haben ein höheres Risiko als Männer, weil nicht selten ein Blasenkrebs erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt wird. Es wird vermutet, dass Frauen auch bei für Blasenkrebs typischen Symptomen wie sichtbares Blut im Urin häufig zunächst nur auf eine Blasenentzündung (Zystitis) behandelt werden und so die Diagnose „Blasenkrebs“ erst sehr verzögert gestellt wird. Hier könnte der vorher genannte Risikocheck den Gynäkologen helfen, das Risiko einer Erkrankung an Blasenkrebs frühzeitig zu erkennen.