Blasenkrebs – was nun?
Therapie des invasiven Blasenkrebses

 

Therapie des invasiven Blasenkrebses

 

Wurde bei der Gewebeuntersuchung aus der TUR festgestellt, dass der Tumor bereits in die Muskulatur der Blase eingedrungen, d.h. invasiv geworden ist (pT2 oder mehr, siehe Klassifikation des Harnblasentumors), muss in weiteren Untersuchungen seine tatsächliche Ausbreitung festgestellt werden:

 

  • Ist der Tumor noch auf die Blase beschränkt oder
  • ist er schon darüber hinaus in benachbarte Organe eingedrungen oder
  • sind bereits Absiedlungen (Metastasen) in benachbarten Lymphknoten oder anderen Organen vorhanden?

 

Zur Klärung ist eine weitere Ausbreitungsdiagnostik durchzuführen. Diese besteht aus einer Ausscheidungsurographie, einer Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (Magnet-Resonanz-Tomographie, MRT) des Bauchraums, einer Röntgenuntersuchung des Brustbereichs (Thorax), einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) der Leber und zusätzlichen Laboruntersuchungen (Leberwerte) sowie erforderlichenfalls einem Knochenszintigramm.

 

Ist der Tumor zwar invasiv, aber auf die Blase beschränkt, ist das erste Mittel der Wahl die komplette Entfernung der Blase (radikale Zystektomie). Damit wird der Grundregel der Tumorchirurgie entsprochen: Zur Heilung führt die vollständige Entfernung des betroffenen Organs mitsamt dem Tumor. Diese radikale – und in vielen Fällen sicher auch richtige – Therapie ist aber in manchen Fällen so nicht durchführbar. Entweder, weil der Zustand des Patienten die große Operation nicht erlaubt oder weil der Patient alle Möglichkeiten ausschöpfen will und fragt: Gibt es nicht doch Möglichkeiten, meine Blase zu erhalten?

 

In seltenen Fällen – wenn der Tumor zwar invasiv ist, aber lokal begrenzt und nicht zu groß, besteht die Möglichkeit einer Teiloperation (Teilresektion) der Blase. Dabei wird der vom Tumor befallene Teil der Blase herausgeschnitten, was natürlich zu einer Verkleinerung des Blasenvolumens führt.

 

Unter bestimmten Bedingungen kann auch die vorher beschriebene Radio-Chemotherapie als eine blasenerhaltende Therapie mit Erfolg eingesetzt werden. Die Situation muss im Einzelfall diskutiert und abgewogen werden. Die Hyperthermie-Chemotherapie kommt in solchen Fällen nicht in Frage, weil das Zytostatikum nicht bis in die Muskelschichten eindringen kann.

 

Vollständige Blasenentfernung (radikale Zystektomie)

 

Die Erkenntnis, dass diese Operation notwendig ist, um Schlimmeres abzuwenden und möglichst Heilung zu erreichen, ist nicht leicht zu akzeptieren. Ihr Arzt wird ausführlich mit Ihnen über diesen Schritt sprechen und über die Möglichkeiten, die in Ihrem Fall bestehen, nach Entfernung der Blase den Urin zu sammeln und abzuleiten. Denn in der Operation müssen beide Schritte in einem sorgfältig geplanten Ablauf durchgeführt werden.

 

Da in der Regel genügend Vorlauf bis zum Operationstermin besteht, haben Sie die Möglichkeit, mit Ihren Nächsten und mit anderen Betroffenen zu sprechen und auch, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen. Dazu ist unbedingt erforderlich, Kopien der wichtigsten Berichte (Arztbriefe, Laborberichte, CT- bzw. MRT-Aufnahmen) zur Verfügung zu haben, damit sich der Befragte eine fundierte Meinung zu Ihrem Fall bilden kann. Wägen Sie das Für und Wider sorgfältig ab, denn Sie werden mit der gewählten Lösung leben und damit umgehen müssen.

 

Das Gespräch mit anderen Betroffenen, die schon Vergleichbares erlebt haben, kann Ihnen Mut machen und Zuversicht geben, dass auch Sie diese schwierige Phase bewältigen werden und danach wieder eine zufriedenstellende Lebensqualität erreichen können. Denn bei allem ärztlichen Bemühen, die negativen Veränderungen so gering wie möglich zu halten, ist die radikale Zystektomie doch ein massiver Eingriff in die physische und psychische Integrität der Betroffenen.

 

Die Zystektomie ist eine große Schnittoperation am Unterbauch, bei welcher der gesamte Bauchraum eröffnet wird. Dabei wird die Blase entfernt, zusätzlich die lokalen Lymphknoten im kleinen Becken und bei Bedarf befallene Nachbarorgane: bei Männern die Prostata und die an der Prostata befindlichen Samenbläschen, bei Frauen die Gebärmutter, die Eierstöcke und die vordere Scheidenwand.

 

Nach der Operation sind die Techniken des Wasserlassens bei einer Neoblase und der Harnentleerung bei Pouch- und Urostoma-Ableitung neu zu lernen. Vorteilhaft ist, wenn Sie schon vor der Operation lernen, Ihre Beckenbodenmuskulatur willentlich zu betätigen.

 

Besonders bei einem Urostoma hat sich auch das Selbstbild des eigenen Körpers erheblich verändert. Nicht zuletzt hat diese große Operation trotz aller Bemühung um nervenschonendes Vorgehen auch Einfluss auf die eigene sexuelle Sphäre. Das Selbstwertgefühl leidet mit. Es ist allen Betroffenen zu wünschen, dass sie in diesem schwierigen Prozess die beste professionelle Hilfe bekommen und einfühlsame Unterstützung. Scheuen Sie sich nicht, solche Möglichkeiten zu nutzen. Wir möchten an dieser Stelle noch einmal wiederholen: Ein Gespräch mit gleich oder ähnlich Betroffenen zeigt Ihnen nicht nur, dass Sie nicht allein mit Ihrer Erkrankung sind, sondern vermittelt Ihnen auch authentisches Erfahrungswissen, das Sie nur so bekommen können.

 

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